Geburtshilfe Frauenheilkd 2007; 67(8): 866-872
DOI: 10.1055/s-2007-965524
Originalarbeit

Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Gewichtsreduktion bei Übergewicht und Adipositas und deren Auswirkungen auf Sexualität, Harn- und Analinkontinenz, Descensus genitalis und Lebensqualität

Weight Reduction in Adipose and Obese Women and its Impact on Sexuality, Urinary and Anal Incontinence, Genital Descent and Quality of LifeA. Gauruder-Burmester1 , T. Kroencke1 , M. Klink1 , R. Tunn1
  • 1Deutsches Beckenbodenzentrum, St. Hedwig-Krankenkaus, Fachbereich Urogynäkologie
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Publication History

eingereicht 9.2.2007 revidiert 29.5.2007

akzeptiert 15.6.2007

Publication Date:
22 August 2007 (online)

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Zusammenfassung

Studienansatz: Eine Vielzahl von Patientinnen mit urogynäkologischen Erkrankungen, aber auch sexuellen Störungen, weisen zusätzlich ein Übergewicht (BMI > 24) oder Adipositas (BMI > 30) auf. Auf diesem Hintergrund kommt es sehr häufig zu einer verminderten Lebensqualität und einem gestörten Selbstwertgefühl. Zielstellung: Ziel der Studie war es bei 125 Frauen vor und nach Gewichtsreduktion, Sexualität, uro- und proktogynäkologische Symptomatik und Lebensqualität zu beurteilen. Material und Methode: Es handelt sich um eine prospektive Verlaufsbeurteilung. 125 Frauen wurden, was uro- und proktogynäkologische Symptomatik, Sexualität und Lebensqualität betrifft, vor und 12 Monate nach Gewichtsreduktion nachuntersucht. Die Gewichtsreduktion erfolgte auf Grundlage einer Ernährungsumstellung im Rahmen von 5 - 6 Einzelsitzungen und einer Betreuung über weitere 12 Monate. Ergebnisse: Nach der Ernährungstherapie verschob sich der Body-Mass-Index (BMI) von 31,6 auf 29,1. Bei der Kontrolle nach 12 Monaten hatten 51 Frauen (40,8 %) das durch die Ernährungstherapie erzielte Gewicht gehalten, bei 86 (68,8 %) konnte ein weiterer Gewichtsverlust verzeichnet werden und bei 13 (10,4 %) war es erneut zu einer Gewichtserhöhung gekommen. 90 (72,0 %) Patientinnen mit Störungen der Sexualität bewerteten diese nach der Therapie um signifikant 0,5 Punkte besser (p = 0,012). Bei einer Punkteskala von 1 - 10 bei der Lebensqualität lag diese vor Therapie bei durchschnittlich 4,34 Punkten, nach der Therapie bei 8,08 Punkten, was einen signifikanten Anstieg (p = 0,042) um 3,69 Punkte bedeutete. Bei 100 (80,0 %) Patientinnen waren nach der Ernährungstherapie die vorbestehenden Symptome behoben (p = 0,035). Schlussfolgerungen: Im Rahmen des urogynäkologischen Symptomenkomplexes: Inkontinenz, Deszensus und Sexualitätsstörung spielt die Adipositas eine entscheidende Rolle. Es konnten in dieser prospektiven Studie signifikante Zusammenhänge zwischen Gewichtsverlust und einer Verbesserung dieser Symptomatiken und der Lebensqualität belegt werden.

Abstract

Aim: Many patients presenting with urogynecological disorders or sexual disturbance are also overweight. These factors typically diminish the patients' quality of life and undermine their sense of self-worth. Methods: The study was conducted as a prospective follow-up investigation and included 125 women whose uro- and proctogynecological symptoms, sexual functioning, and quality of life were evaluated before and 12 months after weight reduction. Results: Following nutritional therapy, the body mass index (BMI) decreased from 31.6 to 29.1. At follow-up after 12 months, 31 women (24.8 %) had maintained the weight loss achieved by nutritional therapy, 86 (68.8 %) showed further weight loss, and 8 (6.4 %) had gained weight again. Ninety (72.0 %) patients with disturbed sexual functioning reported a significant improvement after therapy (improvement of the score by 0.5 points, p = 0.012). Quality of life rated on a scale ranging from 1 - 10 achieved a mean score of 4.34 before therapy and increased significantly by 3.69 points to 8.08 after therapy (p = 0.042). Pre-existing symptoms were improved by nutritional therapy in 100 (80.0 %) patients (p = 0.035). Conclusion: The results of the prospective study presented here demonstrate that weight loss significantly improves symptoms and the patient's quality of life.

Literatur

Dr. med. Annett Gauruder-Burmester

St. Hedwig-Krankenhaus
Deutsches Beckenbodenzentrum/Urogynäkologie

Große Hamburger Straße 5 - 11

10115 Berlin

Email: a.gauruder@alexius.de